MIRO MODO
BOTANICAL GARDEN MUNICH-NYMPHENBURG - 2023, 2024
Since the 19th century, Victoria Houses have been erected in many botanical gardens to present the giant water lilies, named after the Queen of England, to the public. The circular leaves can reach a diameter of almost two metres and carry quite a bit of weight due to a network of spiny and air-filled ribs on the underside. For two nights, the special flowers bloom, changing colour from white to pink and attracting beetles for pollination with warmth and a beguiling scent. Evalie Wagner's installation casts iridescent light reflections on flora, water and glass. A poetic conundrum between construction and nature, suspended between static and change, which miraculously captivates.
"A giant leaf, one meter fifty to two meters forty in diameter, shaped like a presentation platter with a broad rim, the upper side in a lighter green and the underside in an intense crimson, lay quite still on the water. And matching the magnificent leaf was the lush flower, made up of hundreds of petals, which transitioned in varying shades from pure white to pink and light red. They covered the smooth surface of the water, and I rowed from one to the other, discovering something new to admire each time."
R. H. Schomburgk, "Proceeding of the Botanical Society of London," 1839
"...the water bed provided the flowers with a background of more exquisite and impressive color than the flowers themselves possessed; whether in the afternoon it shimmered beneath the water lilies like the kaleidoscope of a vividly awake, silent, and mobile joy, or whether it filled itself toward evening like a distant harbor with the rosy hue and dreaminess of the sunset, constantly changing and always seeking to remain in harmony with everything surrounding the flower crowns, which were toned with more steadfast colors, with all that is deepest, most fleeting, most mysterious – with all that is infinite – in the hour of the day, one believed they bloomed in the sky."
Marcel Proust, "In Search of Lost Time," 1927
Part of the Flower Power Muc Festival 2023
With the support of LfA Förderbank, Verein der Freunde des Botanischen Gartens e. V.
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Seit dem 19. Jahrhundert wurden in vielen Botanischen Gärten Victoriahäuser errichtet, um die nach der englischen Königin benannten Riesenseerosen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die kreisrunden Blätter können einen Durchmesser von nahezu zwei Metern erreichen und durch ein Netz von bestachelten und luftgefüllten Rippen an der Unterseite einiges an Gewicht tragen. Zwei Nächte lang erblühen die besonderen Blüten, verwandeln dabei ihre Farbe von Weiß zu Rosa und locken mit Wärme und einem betörenden Duft Käfer zur Bestäubung an. Evalie Wagners Installation wirft changierende Lichtreflexionen auf Flora, Wasser und Glas. Ein poetisches Vexierspiel zwischen Konstruktion und Natur, schwebend zwischen Statik und Veränderung, das “auf wundersame Weise” (lt. miro modo) in den Bann zieht.
“Ein riesen Blatt, einen Meter fünfzig bis zwei Meter vierzig im Durchmesser, von der Form eines Präsentiertellers, mit breitem Rand, die Oberseite in einem helleren Grün und die Unterseite in einem intensiven Karmesinrot, lag ganz ruhig auf dem Wasser. Und passend zu dem wundervollen Blatt war die üppige Blüte, die aus vielen Hundert Blütenblättern bestand, welche in wechselnden Farbtönen von reinem Weiß übergingen zu Rosa und Hellrot. Sie bedeckten die glatte Wasserfläche, und ich ruderte von einer zu anderen und entdeckte jedes Mal etwas Neues zu bewundern.” R. H. Schomburgk, “Proceeding of the Botanical Society of London”, 1839
“...das Wasserbeet gab den Blumen einen Untergrund von erlesenerer und eindrucksvollerer Färbung, als die der Blumen selbst es war; und ob es nun am Nachmittag unter den Seerosen das Kaleidoskop eines lebendig wachen, schweigenden und beweglichen Glücks aufschimmern ließ, oder ob es sich zum Abend hin wie ein ferner Hafen mit dem Rosenrot und der Verträumtheit des Sonnenuntergangs füllte, wobei es sich unaufhörlich veränderte und rings um die mit beständigeren Farben getönten Blumenkronen herum stets mit allem in Einklang zu bleiben suchte, was an Tiefstem, an Flüchtigstem, an Geheimnisvollstem - was an Unendlichem - in der Tagesstunde liegt, man glaubte, sie erblühten im Himmel.” Marcel Proust , “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit”, 1927
Im Rahmen des Flower Power Muc Festivals 2023
Mit freundlicher Unterstützung von LfA Förderbank Bayern, Verein der Freunde des Botanischen Gartens e.V.
Photos & video by Maximilian Haidacher